top of page
Logo der Firma Shift Tomorrow

Was ist Ikigai wirklich? (Und warum das berühmte Diagramm nur die halbe Wahrheit ist)

  • Autorenbild: Christian
    Christian
  • 15. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 16. Aug.

Manager präsentiert das Ikigai-Framework

Stell dir für einen Moment vor, du blickst eines fernen Tages auf dein Leben zurück. Wirst du dann mit jeder Faser deines Seins spüren, dass es ein Leben war, das es wert war, gelebt zu werden?


Diese eine, große Frage ist es, die viele von uns umtreibt, oft leise im Hintergrund des Alltags, manchmal aber auch mit voller Wucht. Bei der Suche nach Antworten landen wir fast zwangsläufig bei unseren Werten, unseren Zielen und dem, was wir in der Welt hinterlassen möchten. Wir suchen nach Klarheit und Orientierung in einer Arbeitswelt, die immer mehr von uns fordert.


Und oft begegnet uns auf dieser Suche ein buntes Bild: das Ikigai-Diagramm. Vier Kreise, die sich in der Mitte zur magischen Formel für ein erfülltes Leben vereinen. Es verspricht, alles unter einen Hut zu bringen: das, was du liebst, was du gut kannst, was die Welt braucht und wofür du bezahlt wirst. Klingt perfekt, oder?


Doch gerade für Führungskräfte und Menschen, die inmitten permanenter Veränderung nach einem echten Anker suchen, kann dieses Modell mehr Druck als Klarheit schaffen. Denn was ist, wenn man diese eine, perfekte Schnittmenge nicht findet? Fühlt sich das Leben dann weniger wertvoll an?


Ich möchte dir zeigen, dass Ikigai viel mehr ist als dieses vereinfachte Schaubild. Es ist eine tiefgründige, menschliche Philosophie, die uns helfen kann, eine nachhaltige und authentische Antwort auf die große Frage nach dem Sinn zu finden, ohne den Druck, perfekt sein zu müssen.


Die Wurzeln des Ikigai


Um Ikigai zu verstehen, dürfen wir eine kleine Reise nach Japan unternehmen. Wörtlich übersetzt bedeutet es so viel wie "der Wert des Lebens" (von iki, Leben, und gai, Wert). Im japanischen Kulturkreis ist damit aber selten die eine, große Lebensaufgabe gemeint. Vielmehr beschreibt es die vielen kleinen Gründe, die es wert sind, morgens aufzustehen.

Bei mir ist das beispielsweise der Duft von frischem Kaffee, das konzentrierte Arbeiten an einem Projekt, das Lächeln einer Kassiererin oder die Vorfreude auf kurze Augenblicke mit meinen Kindern. Der Neuro-Wissenschaftler Ken Mogi betont, dass Ikigai nicht grandios sein muss. Es ist im Alltäglichen verankert.


Das berühmte Venn-Diagramm hingegen ist eine westliche Interpretation. Es ist ein nützliches Werkzeug für die berufliche Selbstreflexion, keine Frage. Aber es verengt den Blick auf eine einzige Tätigkeit und koppelt den Lebenssinn stark an die bezahlte Arbeit. Das ursprüngliche Ikigai ist freier, subtiler und für jeden von uns zugänglich, unabhängig vom Jobtitel. Es ist ein Konzept, das perfekt zu einer modernen, menschlichen Unternehmenskultur passt, in der nicht nur Leistung, sondern auch Sinnhaftigkeit zählt.


Die fünf Säulen als wahres Fundament


Wenn es also nicht das Diagramm ist, was ist es dann? Statt einer Formel bietet das japanische Verständnis ein stabiles Fundament, das auf fünf kraftvollen Säulen ruht. Sie sind die Grundlage für persönliche Resilienz und eine gesunde persönliche Entwicklung in einer komplexen Welt.


Diese fünf Säulen werden wir uns in dieser Blog-Reihe genauer ansehen:


  1. Klein anfangen: Die Kunst, große Ziele durch winzige, konsequente Schritte zu erreichen.

  2. Sich selbst loslassen: Die Freiheit finden, die entsteht, wenn wir unser Ego zurücknehmen und uns einer Aufgabe hingeben.

  3. Harmonie und Nachhaltigkeit: Im Einklang mit uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt leben – eine Kernkompetenz für nachhaltige Führung.

  4. Die Freude an kleinen Dingen: Die Fähigkeit, Glück und Energie aus den unscheinbaren Momenten des Alltags zu schöpfen.

  5. Im Hier und Jetzt sein: Die tiefe Konzentration und das Aufgehen in einer Tätigkeit, auch bekannt als Flow-Zustand.


Du siehst: Ikigai ist kein Ziel, das man einmal erreicht und dann abhakt. Es ist ein Prozess, eine Haltung, eine tägliche Praxis. Es geht nicht darum, dein Leben komplett umzukrempeln, sondern darum, deine Wahrnehmung für den Wert zu schärfen, der bereits in deinem Leben steckt. Es ist ein Weg der persönlichen Transformation, auf dem wir lernen, alte Muster zu durchbrechen und neue Perspektiven zu gewinnen.


Vielleicht fragst du dich jetzt, wo du anfangen sollst. Du kannst mit einer einfachen Frage beginnen, bevor du heute Abend die Augen schließt: Was war heute ein kleiner Moment, der es wert war, erlebt zu werden?


Und vielleicht ahnst du schon, welche Auswirkungen es auf dein Leben haben könnte, wenn du dir nur diese eine Frage jeden Abend stellst.


Dieser Artikel ist der Auftakt unserer gemeinsamen Reise. Im nächsten Beitrag tauchen wir tief in die erste Säule ein: "Klein anfangen". Du wirst entdecken, wie das japanische Kaizen-Prinzip dir helfen kann, ohne Druck und Überforderung Großes zu bewirken.

Wenn du diesen Weg nicht alleine gehen und keinen Artikel der Serie verpassen möchtest, folge mir gerne auf LinkedIn. Dort teile ich regelmäßig Impulse und freue mich auf den Austausch mit dir.



 
 
bottom of page